Der Sound zu "Nausicaa", "Totoro" und "Prinzesin Mononoke" live!
Große Gefühle mit Ghibli-Filmmusik: Komponist Joe Hisaishi spielt seine Meisterwerke in München
- Veröffentlicht: 27.05.2024
- 12:32 Uhr
- Jesko Buchs
Der japanische Komponist Joe Hisaishi ist zum ersten Mal in Deutschland zu Gast. Auf zwei Konzerten spielt er seine schönsten Melodien aus über 30 Jahren Filmmusik für Studio Ghibli. Wir haben das Konzert in München besucht und verraten euch, wie’s war.
Das Wichtigste in Kürze
Joe Hisaishi ist einer der bekanntesten japanischen Komponisten unserer Zeit.
Er schrieb Musik für alle Filme, die Regielegende Hayao Miyazaki in seinem Studio Ghibli produzierte sowie zahlreiche andere Filme.
Bei dem Konzert in München spielten die Münchner Symphoniker und der Münchner Mottetenchor.
Gespielt wurden Stücke aus den Filmen "Nausicaa", "Kikis kleiner Lieferservice", "Prinzessin Mononoke", "Wie der Wind sich hebt", "Ponyo", "Das Schloss im Himmel", "Porco Rosso", "Das wandelnde Schloss" und "Mein Nachbar Totoro"
Ghibli-Fans aus ganz Deutschland in München
Schon als Joe Hisaishi die Bühne betritt, begrüßen ihn die Zuschauer mit donnerndem Applaus. Der 73-jährige präsentierte am 25. Mai 2024 in der ausverkauften Münchner Olympiahalle einige seiner Meisterwerke. Begleitet wurde er dabei von den Münchner Symphonikern.
Aus ganz Deutschland sind die Ghibli-Fans an diesem Abend angereist. Für viele geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung: “Ich bin mit den Ghibli-Filmen aufgewachsen. Dass ich heute hier sein darf, bedeutet mir sehr viel", erzählt ein Zuschauer aus Dachau begeistert.
Mit sachten Klavierklängen eröffnet der Meister das Konzert. Auf drei großen Leinwänden ziehen über der Bühne traumhafte Landschaften aus den Ghibli-Filmen vorüber, dazu ertönt das Opening von "Nausicaa". Zu Beginn des Stücks sitzt Hisaishi selbst hinter dem Flügel, später wechselt er in die Dirigenten-Position - und wieder zurück. Ein Markenzeichen des Japaners. Denn Hisaishi sieht sich selbst nicht nur als Leiter des Orchesters, sondern ist auch Teil davon.
Wer ist Joe Hisaishi?
Geboren wurde Hisaishi 1950 in der japanischen Präfektur Nagano unter dem Namen Mamoru Fujisawa. Schon als Kind begeistert er sich für Musik, beginnt mit vier Jahren Violine zu lernen, später kommen andere Instrumente hinzu. An der Musikhochschule Kunitachi in Tokyo studiert er nach seinem Schulabschluss westliche Komposition und veröffentlicht erste Stücke.
Während einer Auftragsarbeit für sein damaliges Label lernt Hisaishi 1983 den aufstrebenden Anime-Regisseur Hayao Miyazaki kennen. Dieses Treffen markiert den Beginn einer kreativen Partnerschaft, die mittlerweile über 40 Jahre Bestand hat.
Seit ihrer ersten Zusammenarbeit an "Nausicaä aus dem Tal der Winde" war Hisaishi für die Musik aller Filme aus Miyazakis Zeichenfeder verantwortlich. Er schrieb die orchestralen Scores für "Prinzessin Mononoke", "Kikis kleiner Lieferservice" und "Porco Rosso". Sein legendäres Intro zum Abenteuerfilm "Mein Nachbar Totoro" kennt in Japan heute jedes Kind.
Gänsehaut mit Opernsängerin Ella Taylor
Nicht nur Hisaishis wunderbar gefühlvolles Klavierspiel macht den Abend in der Olympiahalle zu einem Erlebnis. Auch der Chor und Opernsängerin Ella Taylor tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei. Als Taylor ihre Stimme während des Titelthemas von "Mononoke" in schwindelerregende Höhen treibt, hat das Publikum im Saal Gänsehaut. Gesungen hat Taylor wohlgemerkt vollständig auf Japanisch.
Nach zweieinhalb Stunden ist auch der letzte Ton der beiden Zugaben verklungen ist und im Saal brandet minutenlanger Applaus auf. Wie ein Kind freut sich Hisaishi, bedankt sich beim Orchester und den begleitenden Solisten. Und während der Meister winkend und lächelnd die Bühne verlässt, fragen sich viele Fans, ob Hisaishi wohl noch einmal wiederkommt. Denn ein magischer Abend war es zweifellos.
Wann kommt Joe Hisaishi wieder nach Deutschland?
Das ist schwer zu sagen. Denn Europa-Auftritte des japanischen Komponisten sind selten. Die beiden Konzerte in München und Düsseldorf waren Hisaishis erster Besuch in Deutschland überhaupt. Über Termine im nächsten Jahr ist noch nichts bekannt.
Solltet ihr allerdings Gelegenheit bekommen, eines seiner Ghibli-Konzerte zu sehen, nehmt diese unbedingt wahr. Denn erstens sind die Auftritte mit Orchester eine unvergessliche Erfahrung und zweitens ist Hisaishi mit 73 Jahren gewiss kein Jungspund mehr. Folgt er mit seiner Rentenplanung allerdings seinem Studioboss Hayao Miyazaki, dann dürfte Joe Hisaishi auch in zehn Jahren noch fleißig Musik machen.