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Das Anime-Genre Isekai

Isekai – So findest du dich in fremden Welten zurecht

  • Aktualisiert: 06.06.2023
  • 11:17 Uhr
  • jebu
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© © SUNRISE - Licensed to DRM Sprl © Light Tuchihi,Saori Toyota/KADOKAWA/ShinchoYusha Partners © 2016 Ao Jumonji, OVERLAP/ Grimgar, Ashes and Illusions Project All Rights Reserved.

Du bist soeben gestorben und plötzlich in einer fremden Welt aufgewacht, in der es Ritter, Fantasywesen und Magie gibt? Deine Umgebung erinnert dich an dein Lieblingsspiel? Und das Letzte, woran du dich erinnerst, ist ein heranrauschender Lkw? Herzlichen Glückwunsch – dann bist du höchstwahrscheinlich in einem Isekai gelandet. Wir erklären, was sich hinter dem Begriff verbirgt und stellen euch in unserem Ratgeber einige Genrevertreter genauer vor.

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Was bedeutet "Isekai"?

Das japanische Wort "Isekai" bedeutet übersetzt "andere Welt" und beschreibt ein Genre von Light Novels, Anime und Manga, in dem die Hauptfigur in eine Parallelwelt versetzt wird, in der sie fortan leben muss. Innerhalb dieses breit gefassten Rahmens können sich Isekai gewaltig voneinander unterscheiden.

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Die Klassiker:

Das Konzept der Geschichten über das Weltenwechseln ist nicht neu. Die ersten großen japanischen Genrevertreter erschienen in den 90er Jahren und erzählten häufig von den Abenteuern weiblicher Hauptfiguren. Berühmte Titel aus dieser Zeit sind "The Vision of Escaflowne" und "Inuyasha". Aber auch "Digimon" oder "Chihiros Reise ins Zauberland" können als Isekai durchgehen, denn sowohl der Begriff als auch die heute üblichen Genrekonventionen waren damals noch nicht etabliert.

Ein Klassiker: Erdenmädchen Hitomi und Gaia-Prinz Van in "The Vision of Escaflowne"
Ein Klassiker: Erdenmädchen Hitomi und Gaia-Prinz Van in "The Vision of Escaflowne"© © SUNRISE - Licensed to DRM Sprl

In "Escaflowne" fällt der Oberschülerin Hitomi Kanzaki ein Märchenprinz buchstäblich vor die Füße – allerdings samt einem waschechten und wütenden Drachen. Hitomi folgt ihm auf den Planeten Gaia, eine magische Welt voll mit Rittern, Luftschiffen und gigantischen, mechanisch-magischen Rüstungen. Der bunte Genre-Mix aus Mecha, Fantasy, Abenteuer, Drama und Romance macht die Serie zu einem echten Klassiker.

"Inuyasha" hingegen erzählt die Geschichte von Kagome Higurashi, die unbeabsichtigt durch ein Zeitportal ins japanische Mittelalter reist. Dort befreit sie – auf der Flucht vor einem tausendfüßigen Dämon – den schlafenden Hundehalbdämon Inuyasha. Gemeinsam mit ihm muss Kagome nach den verlorenen Bruchstücken des Juwels der vier Seelen suchen. Bald findet sie zwar wieder einen Weg zurück in ihre Zeit, muss aber lernen, ihr normales, modernes Leben mit dem im magischen Mittelalter und dort mit ihrer Beziehung zu Inuyasha auf die Reihe zu bekommen.

Sollte dich dein Weg in solch eine Fantasywelt verschlagen haben, dann keine Sorge. Von Kagome bis Chihiro haben in diesen Isekai-Klassikern noch alle Hauptfiguren lebend nach Hause gefunden.

Wiedergeburt im neuen Gewand:

Nach der "Antike" und ihren Klassikern folgt die Renaissance. In den frühen 2010er Jahren kam eine neue Art von Isekai auf, die nun auch erstmals so benannt wurden. Titel wie "Sword Art Online" und "Log Horizon" etablierten das Videospielsetting, an das sich viele Genrevertreter bis heute halten und machte Isekai-Anime in ihrer jetzigen Form populär. Seit dem Boom um "SAO" sind die Protagonisten von Isekai-Stories häufig männlich und Gamer.

In "Sword Art Online" findet sich Hauptcharakter Kazuto "Kirito" Kirigaya im namensgebenden Videospiel gefangen, dank "Full-Dive"-Technologie ist sein Geist ins Spiel transferiert worden. Ausloggen ist unmöglich und wer ingame den Tod erleidet, wird auch im echten Leben vom VR-Headset per Mikrowellenstrahlung gegrillt. Der einzige Ausweg für Kirito und Co. besteht darin, das Spiel durchzuspielen.

Ähnlich beliebt ist die Serie "No Game No Life", in der die Hikikomori-Geschwister Sora und Shiro vom Spielgott Teto in die Welt Disboard transportiert werden. Hier werden alle Konflikte statt mit Gewalt in Form von Spielen ausgetragen, so will es des Gottes Gesetz. Für Pro-Gamer wie Sora und Shiro ist das natürlich kein Problem.

Auch hier hast du noch gute Chancen nach Hause zu kommen, sofern du den nötigen Willen besitzt. Streng dich also an, folge den Regeln der Spielwelt und kämpfe dich wie Kirito Level für Level nach oben.

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Der Mainstream: Genial oder generisch?

Inspiriert von "Sword Art Online" und "Mushoku Tensei", einem anderen einflussreichen Isekai-Klassiker, haben viele Autoren die dort etablierten Grundkonzepte aufgegriffen: Ein Gamer oder sozialer Außenseiter wird von der realen Welt in eine Videospielwelt voll mit Elfen, Zwergen und Magie versetzt, wo er mit übermächtigen Fähigkeiten ausgestattet wird und nun all das tun kann, was er in seinem alten Leben nicht konnte.

Manche Titel lassen sich bei Umsetzung dieser Prämisse kreativen Freiraum und bringen eigene Ideen ein, wie zum Beispiel "Rising of the Shield Hero" mit seinem verstoßenen Helden Naofumi. Andere bleiben sehr nahe bei ihren geistigen Vorbildern. Serien wie "Isekai Cheat Magican", "Skeleton Knight In Another World", oder "In Another World With My Smartphone" verändern oft nur winzige Details, um doch sehr ähnliche Geschichten zu erzählen. Das Charakterdesign wirkt häufig uninspiriert, die Titel lesen sich eher wie eine Inhaltsbeschreibung und auch die Magierakademie, die die Hauptfigur in so vielen Geschichten besucht, kommt uns irgendwann bekannt vor. Selbst der Tod der Hauptfigur durch einen Lkw-Unfall, nach dem sie in der neuen Welt reinkarniert wird, findet sich gleich in mehreren Serien. Vielen dieser Serien liegen Online-Manga zu Grunde. Die langen, beschreibenden Titel helfen, von den Suchmaschinen gefunden zu werden.

Ein Ende des Isekai-Booms ist nicht in Sicht: 26 Isekai-Anime erschienen allein im Jahr 2022. Und warum auch nicht? Der übergeordnete Zweck einer Serie besteht in erster Linie darin, die Zuschauer zu unterhalten und nicht unbedingt darin, dass wir uns Jahre später an die Handlung erinnern. Auch Sportanime wie "Haikyuu!!" oder "Kuroko No Basket" wiederholen vielfach das immer gleiche Erfolgsrezept rund um die Kraft der Freundschaft – trotzdem oder gerade deswegen werden sie geschaut. Der Erfolg gibt dem Genre somit recht.

Ob du aus diesem Setting allerdings jemals wieder in dein altes Leben zurückkehren wirst, ist fraglich. Schließlich ist dein alter Körper mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Lastwagen zermalmt worden.

Die etwas andere Spielart:

Dass mehr vom Gleichen auf Dauer langweilig ist, scheinen auch Anime-Studios mittlerweile verstanden zu haben. Viele versuchen ihren Serien daher neben den üblichen Isekai-Zutaten ein einzigartiges Feature mitzugeben, das sie von anderen Titeln unterscheidet. Manche kehren beispielsweise das Prinzip des Weltentauschs um, so wie in "The Devil Is A Part-Timer!". Ein weiteres gutes Beispiel ist die Serie "Grimgar, Ashes and Illusions". Hier sind die Neuankömmlinge aus einer anderen Welt alles andere als übermächtig:

Ein realistischer Ansatz bei "Grimgar, Ashes and Illusions": Unerfahrene Menschen haben keine gute Chancen gegen Monster
Ein realistischer Ansatz bei "Grimgar, Ashes and Illusions": Unerfahrene Menschen haben keine gute Chancen gegen Monster© © 2016 Ao Jumonji, OVERLAP/ Grimgar, Ashes and Illusions Project All Rights Reserved.

Gemeinsam mit ein paar anderen Fremden erwacht der junge Haruhiro eines Tages in der Fantasywelt Grimgar. Ohne Erinnerungen an ihr vorheriges Leben müssen sich die Jugendlichen in der fremdartigen, neuen Welt zurechtfinden – und schon bald um ihr Überleben kämpfen. Denn um in Grimgar ihre Brötchen zu verdienen, wird die Gruppe vom zwielichtigen Chief Britney gezwungen, sich seiner Söldnereinheit Red Moon anzuschließen. Deren Hauptaufgabe: Monster töten. Schnell muss Haruhiro feststellen, dass hier keine übermächtigen Zauberkräfte oder schicksalhafte Prophezeiungen auf ihn warten, sondern brutaler Kriegsdienst. In Grimgar sind Abenteurer nämlich austauschbares Kanonenfutter. Ab dem 12. Mai seht ihr "Grimgar" bei uns in der Anime Night.

Wenn du das Risiko liebst, ist diese Isekai-Variante genau das Richtige für dich. Regeln und Überlebenschancen sind hier häufig unbekannt, dein Schicksal daher ungewiss.

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Die Parodie:       

Andere Titel verpassen der Isekai-Formel frischen Wind, indem sie bewusst mit Genre-Klischees spielen. Ein gutes Beispiel dafür ist "Kono Subarashii Sekai ni Shukufuku o!", meist schlicht "Konosuba" genannt. Die Serie ist einer der beliebtesten Isekai-Titel der letzten Jahre und eigentlich eine Art Anti-Isekai. Denn Konosuba nimmt sich überhaupt nicht ernst.

Statt vom Lkw überfahren zu werden, stirbt Protagonist Kazuma Satō vor seinem Weltenschwenk an Stress, da er glaubt, überfahren worden zu sein (ohne je in Gefahr gewesen zu sein). Ihm zur Seite steht Wassergöttin Aqua, deren Magie allerdings für kaum mehr als billige Taschenspielertricks ausreicht. Auch die anderen beiden Mitglieder, die sich ihrer Abenteurergruppe anschließen, sind nicht viel brauchbarer: Feuerzauberin Megumin beherrscht ausschließlich Explosionszauber, Kreuzritterin Darkness wiederum ist eine hoffnungslose Masochistin. Ein Sieg über den Dämonenkönig ist mit dieser Chaostruppe völlig ausgeschlossen.

Der Held in "Konosuba" will nur ein entspanntes Leben, keine ruhmreichen Schlachten.
Der Held in "Konosuba" will nur ein entspanntes Leben, keine ruhmreichen Schlachten.© © 2016 Natsume Akatsuki Kurone Mishima/PUBLISHED BY KADOKAWA/KONOSUBA Partners

Ein weiterer Titel aus dieser Kategorie ist die Serie "Cautious Hero: The Hero Is Overpowered But Overly Cautious". Dessen Hauptfigur Seiya Ryūgūin besitzt zwar eigentlich eine herausragende Eignung zum Helden, ist allerdings außerordentlich vorsichtig. Anstatt sich von der Göttin Ristarte also klaglos in die Fantasywelt Gaeabrande versetzen zu lassen, besteht Seiya zuvor auf intensives Training. Er will einfach sichergehen, seinem ersten Gegner – einem harmlosen Schleim – auch wirklich gewachsen zu sein. Und damit auch garantiert nichts von diesem übrig bleibt, brennt Seiya nach dem Kampf vorsichtshalber die ganze Gegend nieder, die er eigentlich hätte retten sollen.

Trainiert lieber als zu kämpfen: Der Held in der Isekai-Parodie "Cautious Hero"
Trainiert lieber als zu kämpfen: Der Held in der Isekai-Parodie "Cautious Hero"© © Light Tuchihi,Saori Toyota/KADOKAWA/ShinchoYusha Partners

Sollte dich dein Weg in solch eine Welt verschlagen, dann hast du leider Pech gehabt. Eine Rückkehr nach Hause ist so gut wie ausgeschlossen. Also leg lieber die Füße hoch oder hol dir in der nächsten Gildenhalle einen Krug Bier. Das Abenteuer findet dich schon von allein.

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